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Türmerin Auguste Börner

Türmer ist ein historischer Beruf. Sie hatten die Aufgabe von einem Turm oder einer Türmerstube die Umgebung zu beobachten und Alarm zu schlagen, wenn sie eine Gefahr entdeckten. Obwohl der Beruf für die Menschen im Mittelalter sehr wichtig war, galt er als ehrlos. Darüber hinaus war der Beruf schlecht bezahlt. So hatten auch alle Salzunger Türmer noch einen Nebenverdienst. So ging es auch der letzten Türmerin von Bad Salzungen Auguste Börner, genannt Glockenguste.Ihr Mann, ein Bürstenmacher hatte nach wenigen Jahren Ehe begonnen zu trinken und produzierte in Folge dessen bald keine Bürsten mehr. Darum nahm die resolute Auguste die Geschicke der Familie selbst in die Hand und bat 1894 um Arbeit und Logis bei der evangelischen Kirche und dem Magistrat der Stadt Salzungen. Sie hatte Glück und bekam den Posten als Türmerin und zog mit ihrer Familie in die Türmerwohnung. Auguste war eine sehr fleißige Frau. Morgens um 6 Uhr schlug sie schon die Frühglocke. Danach leistete sie Aushilfsdienste in der Küche im Ratskeller. Um 8 Uhr musste sie wieder zu Hause sein, oben in der Türmerstube, um ihre Kinder zu versorgen.
Zu allem Überfluss stürzte eines Abends ihr Mann volltrunken im Kirchenboden ein und verletzte sich so schwer am Fuß, dass auch er sein Leben lang auf Augustes Hilfe angewiesen war. Nur mit der Hilfe anderer Bürger, und nur wenn es wirklich notwendig war, wuchtete Auguste ihren Mann manchmal die Treppen hoch und runter. Insgesamt tat Auguste 33 ½ Jahre ihren Dienst als Türmerin in der Stadtkirche (Bad) Salzungen – bis zum 1. August 1928. Durch ihre Zuverlässigkeit half Auguste während dieser langen Zeit viele Feuerunglücke mit zu bekämpfen. Sie war stolz auf dieses verantwortliche Amt und die Bürger der Stadt waren ihr sehr dankbar.