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Heinrich Eckardt

Biografie:
Heinrich Eckardt wurde am 20. März 1877 in Bad Salzungen geboren und starb dort am 20. Dezember 1957. Er war Unternehmer und aktiver Politiker der SPD.
Heinrich Eckardt wurde als Sohn eines Zigarrenarbeiters geboren, absolvierte eine Lehre als Tabakarbeiter und übernahm 1913 die Zigarrenfabrik seines Vaters in der August-Bebel-Straße. Er tat viel für seine Angestellten und für die Stadt. Schon während seiner Lehre zum Tabakarbeiter trat er mit 16 Jahren in die Gewerkschaft ein und gründete später einen Arbeiter- und Turnerbund. Er war Dirigent bei der Arbeiter-Sängerbewegung und dichtete eigene Zigarrenmacherlieder. Außerdem gründete Eckardt 1919 mit Louis Rennert die Zeitung „Werra-Wacht“, die erste sozialdemokratische Zeitung Südthüringens und finanzierte die zugehörige Druckerei mit. 1929 war er Mitbegründer der gemeinnützigen Baugenossenschaft, um lebenswerten sozialen Wohnraum zu schaffen. Noch heute ist der von ihm mit errichtete Friedrich-Ebert-Hof ein beliebtes Wohnquartier in Bad Salzungen.
1927 feierte die Firma Zigarrenfabrik Friedrich Eckardt ihr 50. Firmenjubiläum. Voll Stolz spricht die Jubiläumsschrift von der guten Entwicklung des Betriebes, der für seine Arbeiter einen Wohlfahrtsfond auflegt, um bei Krankheit und Invalidität den betroffenen Arbeitern zu helfen. Wohl in kaum einem Betrieb gibt es ein so vertrauensvolles Zusammenarbeiten zwischen Geschäftsführung und Belegschaft.
Anfang der dreißiger Jahre geriet die Tabakindustrie durch Steuererhöhungen
und neue Zollbestimmungen in eine schwere Krise – auch die Zigarrenfabrik von Heinrich Eckardt ist davon betroffen und über die Hälfte der Arbeiter musste entlassen werden. Erst ab dem Jahr 1934 durch Erlässe der Nationalsozialisten im Dritten Reich stiegen die Umsätze wieder und die abgeschaffte Arbeiterunterstützungskasse wurde wieder eingerichtet.
Seine politische Karriere begann früh. Eckardt trat bereits während der Zeit des Deutschen Kaiserreiches  in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein. Er war von 1909 bis1918 Landtagsabgeordneter im Landtag des Herzogtums Sachsen Meiningen, von 1919 bis 1920 Landtagsabgeordneter im Freistaat Sachsen-Meiningen und dann noch bis 1923 Mitglied der dortigen Gebietsvertretung. Von 1919 bis 1920 amtierte er als Staatsrat in der Regierung des Freistaates Sachsen-Meiningen. Am 26. Juni 1928 rückte er als Abgeordneter in den Thüringer Landtag nach, dem er bis 1929 angehörte. Heinrich Eckhardt war ebenso führendes Mitglied der SPD in Bad Salzungen und Mitglied im Stadtrat, wo er fortschrittliche Positionen vertrat. Er hat sich für die Gründung einer Oberschule mit einer Oberstufenklasse in Salzungen eingesetzt. Sie befand sich im Gebäude der heutigen Burgseeschule.
Seine Gegenspieler im Stadtrat waren Martin Luther und Eiermann (KPD). Nach dem Einmarsch der Amerikaner in Bad Salzungen zum Ende des 2. Weltkriegs 1945 war Heinrich Eckardt eine anerkannte politische Institution und politisch unbelastet. Er hat den 1. Bürgermeister nach dem Krieg, Richard Reich (SPD) mit installiert.
Nach dem Einmarsch der Roten Armee kamen die Kommunisten an die Macht und Heinrich Eckhardt wurde langsam politisch kaltgestellt. Neuer Bürgermeister wurde Willy Opitz und Heinrich Eckardt wurde von einem KPD Genossen denunziert. Das Horten und Zurückhalten von Tabakwaren und die Veräußerung auf dem Schwarzmarkt wurden ihm vorgeworfen. Der Kommandant der sowjetischen Militärkommandantur in Meiningen ordnete die sofortige Inhaftierung an und versuchte die Staatsanwaltschaft zu beeinflussen, dass der Fabrikant nicht nur mit einer Geldstrafe davon kam, sondern eine hohe Freiheitsstrafe erhielt. Heinrich Eckardt wurde einige Tage in inhaftiert. Doch alle Untersuchungen ergaben, dass Heinrich Eckardt unschuldig ist. Schließlich muss das Verfahren aus Mangel an Beweisen eingestellt werden. Inzwischen kommt es auch in Bad Salzungen 1946 zum Zusammenschluss von Sozialdemokraten und Kommunisten zur Sozialistischen Einheitspartei (SED). Wenige Wochen danach wird Heinrich Eckardt aus der SED ausgeschlossen. Doch damit nicht genug, Angriffe und Verleumdungen hörten nicht auf. 1958 erscheint ein Heft „40 Jahre Novemberrevolution im Kreis Bad Salzungen“, herausgegeben von der
SED-Kreisleitung, in dem Heinrich Eckardt als Konterrevolutionär und Verräter der Sache der Arbeiterklasse zu Unrecht gebrandmarkt wurde.
In Anlehnung an die Widerstandsgruppe um die Geschwister
Scholl, die sich die „Weiße Rose“ nannte, traf sich Heinrich Eckardt mit Freunden zum „Club der weißen Rose“. Der private Kreis traf sich, um an den Jahrestag des Arbeiteraufstands am 17. Juni 1953 in Berlin zu erinnern.
Politisch interessiert doch ohne Anerkennung seiner Lebensleistung verbrachte Heinrich Eckardt seinen Lebensabend und verstarb nach kurzer schwerer Krankheit am 20. Dezember 1957.

Heinrich Eckardt ©Museum am Gradierwerk
Friedrich-Ebert-Hof (Rhönblick) ©Museum am Gradierwerk
Club der weißen Rose Treffen 1953 ©Museum am Gradierwerk