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Dr. med. Christian Sulzberger und seine Frau Sophie Christiane

Biografie und Stadtgeschichte
Dr. Johann Christian Sulzberger wurde am 06. September 1730 in den Mauern unseres Städtchens als Sohn eines Hofadvokaten geboren. Seine wissenschaftliche Vorbildung erhielt er am Gymnasium zu Coburg. Danach studierte er an den Universitäten Berlin und Leipzig Medizin und erwarb 1756 in Rostock seinen Doktortitel. Er konnte in der medizinischen Forschung gute Ergebnisse vorweisen. So kam es, dass Christian 1773 zum herzoglichen Stadt- und Landphysikus bestellt wurde.
Inzwischen hatte er eine Pfarrerstochter aus der Rhön kennengelernt. Christiane Sophie Wagner, die am 04. Juli 1751 in Jüchsen, einem kleinen Ort im Grabfeld, geboren wurde und dort in einem evangelischen Pfarrhaus aufwuchs.
Im September 1774 heirateten die beiden und Sophie zog zu ihrem Mann in dessen Geburtsstadt Salzungen.
Dr. Johann Christian Sulzberger hatte einen guten Ruf als mitfühlender und scharfsinniger Arzt und Diagnostiker auch über die Stadtgrenze hinaus. Er behandelte seine Patienten aus allen Schichten der Bevölkerung ohne Ansehen der Person, ihres Einkommens oder ihres Standes.
Da er sich aufopferungsvoll um seine Patienten kümmerte und das oftmals nur für ein Glas Honig oder ein paar Eier, war es trotz einfacher Lebensweise schwer, das tägliche Leben zu bestreiten. Zwar hatte er von seinem Vater Anteile am Salzwerk erhalten, doch die Winnungen (Gewinne) aus den Salzkörben wurden nur halbjährlich ausgezahlt. Da wollte das Geld gut eingeteilt sein.
Anfang November 1786 muss die Familie Sulzberger den verheerenden Stadtbrand miterleben. Unzählige Häuser und Scheunen, Rathaus, Kirche und Schnepfenburg werden Opfer der Flammen. Die Verzweiflung und Not nach dem Brand sind groß.
Um Geld zu verdienen, entschloss sich Dr. Sulzberger, die Medikamente für seine Patienten selbst herzustellen. Damit brachte er natürlich die hiesigen Apotheker gegen sich auf. Also forschte er nach einem eigenen Medikament. So war es ihm möglich, ein Arzneimittel zur Linderung und Heilung von Magen- und Darmbeschwerden herzustellen und erfolgreich zu vermarkten. Das war die Geburtsstunde der später weit bekannten Sulzberger Tropfen, auch Salzunger Tropfen oder Allgemeine Flusstinktur genannt. 1854 übernahm der Apotheker Dr. Hermann Hoffmann die Herstellung und den Vertrieb von „Sulzbergers allgemeiner Flusstinktur“. Daher auch die Bezeichnung einer Straße als „Apotheker-Hoffmann-Straße“. Bis 1976 wurde das Medikament von der Apothekerfamilie Hoffmann in Bad Salzungen am Entleich 6 hergestellt.
Die geheime Rezeptur befindet sich heute im Museum am Gradierwerk.
Übrigens sind die Tropfen nicht zu verwechseln mit den „Hoffmannstropfen“, die der Hallenser Arzt Friedrich Hoffmann gegen Schwächezustände, Ohnmacht und starkes Erbrechen entwickelte.
Das Ehepaar Sulzberger bekam 2 Söhne, die beide jedoch früh starben.
So haben sie beschlossen, eine gemeinnützige private Stiftung zu gründen, die nach ihrem Tod zum Wohle der Salzunger Bevölkerung und der Menschen aus der Umgebung verwendet werden sollte.
Dr. Johann Christian Sulzberger starb am 06.10.1803. Er setzte seine Frau als Universalerbin ein. 1808 wurde dann die Dr. Sulzberger Armen- und Krankenstiftung gegründet. Christiane Sophie lebte trotz ihres Vermögens einfach und zurückgezogen. Da man damals als Frau fast keine Rechte hatte, konnte sie nur mit einem Vormund agieren. Sie gab nicht auf und achtete stets darauf, dass der Stiftung ein ansehnliches Vermögen zugeführt wurde, so auch aus dem Gewinn der Herstellung der Sulzberger Tropfen.
Nach ihrem Tod am 21. Oktober 1842 übernahm der jeweilige Bürgermeister, der Stadtkämmerer und der evangelische Pfarrer der Stadt die Verwaltung der Stiftung.
1846 bis 1851 konnte aus den Mitteln der Stiftung der Neubau eines Krankenhauses und einer Kinderbewahranstalt sowie deren Unterhaltung und sogar die Behandlungskosten von Bedürftigen finanziert werden. Das Krankenhaus in der heutigen Langenfelder Straße erhielt mit seiner Einweihung den Namen Dr. Sulzberger.
Heute befinden sich in dieser Liegenschaft nachgeordnete Einrichtungen des 2002 neuerbauten modernen Klinikums Bad Salzungen. ( wie z.B. ein MVZ, Seniorenpflege und Arztpraxen)
Die Straße, in der sich das ehemalige Wohnhaus der Familie befand, wurde in Sulzberger Straße umbenannt.
Nicht zu vergessen sei, dass 1857 von der Administration den Stiftern Sulzberger ein hehres Grabdenkmal gesetzt wurde, das man heute noch auf dem Husenfriedhof besuchen kann und Zeugnis davon ablegt, welch Wohltäter die Sulzbergers den Armen und Kranken waren.
Ebenso wurde zu deren Gedenken auch das Gymnasium, am 06. Oktober 2000, in Staatliches Dr. Sulzberger Gymnasium Bad Salzungen umbenannt.
Damit will die Kur- und Kreisstadt Bad Salzungen heute noch „Danke“ sagen für das engagierte Wirken der Familie Sulzberger.

Erster Kindergarten der Sulzberger Stiftung
Bereits ab 1850ern gibt es einen Kindergarten in Salzungen, der auf Friedrich Fröbel zurückgeht. Nach Stadtchronist Paul Luther wurde auch eine Kinderbewahranstalt von der Sulzberger Stiftung ins Leben gerufen. Sie befand sich zunächst in einem Anbau am Hause von Malermeister Michel in der Langenfelder Straße 1. Da die Räumlichkeiten nicht ausreichen, mietet die Sulzberger Stiftung 1894 das Haus der Tobias Vogt-Stiftung (Armenhaus) in der Allendorfer Straße (heute August-Bebel-Straße 35). Auf privater Initiative gründete Marta Johne 1914 einen Privatkindergarten in dem Hintergebäude des einst Bachmannschen Hauses an der großen Stedte. Im Jahr 1926 ließ schließlich die Stiftung jenen Musterkindergarten auf dem Grundstück des Krankenhauses an der Sophienstraße errichten, der am 31. August 1926 eingeweiht worden ist. Sie wurde bekanntlich jahrzehntelang von Marta Johne als Kindergartenleiterin betreut.