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Widerstand

Zum Lumpen machen Sie mich nicht
Im Jahre 1964 berichtete der Widerstandskämpfer Otto Schieck (KPD) über seine ersten Vernehmungen durch die Gestapo 1934:

„Ich stand jetzt vor meiner Bewährungsprobe. Ich sagte mir, selbst der größte Lump hat vielleicht noch etwas Respekt vor einem anständigen Charakter. Meine zweite Vernehmung, die der Chef der Gestapo selbst vornahm, verlief folgendermaßen: „Darf ich Ihnen, Herr Saal, eine Frage stellen?“ Dem wurde stattgegeben. Meine Frage: „Herr Saal, würden Sie, wenn Sie vor der Frage stünden, Ihren Freund bzw. Ihre Freunde verraten, um sich dadurch persönliche Vorteile zu verschaffen?“
Seine Antwort: „Das hängt von den Umständen ab.“ Meine Frage: „Herr Saal, was hat das mit den Umständen zu tun? Einer der seinen Freund bzw. seine Freunde preisgibt, um sich persönliche Vorteile zu verschaffen, ist ein Lump.
Und zum Lumpen an meinen Freunden machen Sie mich nicht.“
Darauf schnellte er in die Höhe und sagte im barschem Tone: „Wir haben Methoden, die sind schlimmer wie der Tod und wir bringen Sie zum Sprechen.“ Meine Antwort: „Uns sind diese Methoden genügend bekannt. Ich kann Ihnen, Herr Saal, nur erwidern – Sie haben die Macht, mich zum toten Manne – aber nicht zum Lumpen an meinen Freunden zu machen.““

Dieses Verhalten rette Schieck seiner Auffassung nach das Leben. Vor dem Zuchthaus und dem KZ Sachsenhausen rettete ihn das aber nicht.

Der Gedenkstein des VVN im Rathenau Park Bad Salzungen